Gleich zwei Mitglieder der DVPB Bayern haben für eine gelungene Veranstaltung in Würzburg gesorgt: Über Denk- und Handlungsweisen der sogenannten Neuen Rechten sowie Handlungsstrategien dagegen diskutierten Schülerinnen des Gymnasiums St. Ursula.
„40 rechtsextreme deutschsprachige Websites im Jahr 2007? Nein, es waren mehr als 1800“ – nur eine der vielen Zahlen, Beispiele und Fotos, die Rechtsextremismus-Forscherin Birgit Mair bei ihren Ausführungen zur Beschaffenheit der rechtsextremen Szene in Franken vorstellte. „Vor zwanzig Jahren war die rechtsextreme Szene noch überschaubar, heute ist sie ein Fass ohne Boden, weil sich Rechtspopulisten und Rechtsextreme miteinander vermischen. Ihre Mitglieder sind vernetzt und marschieren überall mit“, fasste Mair zusammen. Mit Schülerinnen aus der Oberstufe und Mitgliedern der Schulleitung des St-Ursula-Gymnasiums diskutierte sie über rechtsextreme Gruppierungen und Parteien wie den Dritten Weg und die Verbindungen von Neonazis nach Würzburg – wo diese zum Beispiel das Messerattentat vom Juni 2021 für ihre Zwecke instrumentalisieren.
Rechtsextreme Internetseiten und Onlineversandhandel sind eindeutig zu erkennen. Schwieriger sind die Internetseiten, auf denen Fake News und Desinformation verbreitet werden – 2015 noch über die Geflüchteten aus Syrien, 2020/21 über die Corona-Pandemie, 2022 über den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und die damit zusammenhängende Energiekrise und immer im Zusammenhang mit vermeintlichen oder wirklichen Eliten, die der deutschen Bevölkerung das vorenthielten, was ihr gebühre. Birgit Mair erläutert: „Vor allem haben wir es mit Halbwahrheiten zu tun. Um die korrekte Nachricht herum werden Lügengeschichten verbreitet, oder Personen zitiert, deren Existenz schwer oder gar nicht nachzuprüfen ist.“ Schwierig ist es in Zeiten kurzer Videoschnipsel wie bei TikTok, rechtspopulistische und -extremistische Inhalte sofort zu erkennen. Auf die Frage aus der Gruppe, wie gegen rechte Parolen im eigenen Umfeld oder auf dem eigenen Smartphone vorgegangen werden kann, lautete die Antwort: Medienkompetenz. Keine Verlinkungen ungeprüft verschicken, Quellen überprüfen, in den Sozialen Netzwerken widersprechen oder nachfragen – auch wenn es viel Energie kostet. Da kann es gemeinsam mit anderen leichter sein, zu widersprechen. „Und immer wieder hilft: Nachfragen, nachfragen, nachfragen, bis sich die Widersprüche in der Weltanschauung selbst offenbaren“, rät Birgit Mair.
Inhaltlich war der Abend sehr gelungen, von einer angenehmen Diskussionskultur geprägt – und eingebettet in die Präsentation der Ausstellung „Demokratie stärken – Rechtsextremismus bekämpfen“ der Friedrich-Ebert-Stiftung Bayern, die von der Akademie Frankenwarte nach Würzburg gebracht worden war. So lobte eine Schülerin der 12. Jahrgangsstufe diese Ausstellung als aufwändig und sehr interessant gestaltet. Fortsetzungen im Gymnasium St. Ursula sind in jedem Fall geplant.
Harald Retsch (Mitarbeiter der Schulleitung am Gymnasium St. Ursula) und Sebastian Haas (Referent Akademie Frankenwarte)
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